Diplomatin zwischen KI-Start-ups und europäischer Regulierung – Julia Reinhardt war Stipendiatin der European New School

Sechs Monate lang war Julia Reinhardt Stipendiatin der European New School of Digital Studies (ENS) im Programm „Datafication in European Societies“, das von der Dieter Schwarz Stiftung gefördert wird. Die ehemalige Diplomatin engagiert sich an der Schnittstelle zwischen KI-Start-ups, Zivilgesellschaft und Politik dafür, dass die Regulierung von Künstlicher Intelligenz nicht zum „Papiertiger“ wird. Die ENS hat ihr dafür einige wichtige Türen geöffnet.

Mit Julia Reinhardt hat sich die ENS für eine ungewöhnliche Stipendiatin entschieden. Die langjährige Diplomatin und Kennerin von Europapolitik berät Start-ups und andere kleine und mittlere Unternehmen in Sachen Datenschutz und Technologie-Politik. Parallel bringt sie sich seit vielen Jahren aktiv in die Ausgestaltung von EU-Gesetzgebungsprozessen ein – auch bei dem jüngst verabschiedeten AI-Act zur Regulierung von Künstlicher Intelligenz. Die akademische Forschung gehörte bisher nicht zu ihrem Betätigungsfeld und trotzdem war das Stipendium an der wissenschaftlichen Einrichtung für sie genau der richtige Schritt. Vor allem mit Prof. Dr. Philipp Hacker, der sie an die ENS eingeladen hat, teilt sie inhaltliche Schwerpunkte. „Er fand, dass mein Fokus auch die akademische Forschung bereichern kann. Und ich habe großen Spaß daran, meine praktischen Erfahrungen mit den akademisch geprägten Persönlichkeiten an der Europa-Universität zu diskutieren“, sagt Julia Reinhardt rückblickend.

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Das Stipendium ermöglichte ihr ein Projekt weiterzuführen, das sie am AI Campus Berlin schon länger umsetzt. Ihr Anliegen ist es, zwei Felder miteinander zu verbinden, die ihrer Meinung nach viel zu wenig konkreten Austausch pflegen: die Entwicklungsteams von KI-Anwendungen auf der einen Seite und die politischen, wissenschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Akteure im Bereich Technologieentwicklung auf der anderen Seite. Im Rahmen des ENS-Stipendiums half sie kleinen KI-Firmen, Vorgaben des europäischen AI-Acts und damit verbundener Gesetze in die Praxis umzusetzen. „Viel zu selten wird diskutiert, wie Firmen, die KI entwickeln, ihre Organisationsstrukturen und Arbeitsmethoden ändern müssen, um die Vorgaben in die Praxis umzusetzen“, so ihre Beobachtung. Nur zu gern bietet sie sich als Bindeglied zwischen den zwei Welten an, berichtet in politischen Kreisen von den Perspektiven der Entwicklerinnen und Entwickler und übersetzt und erläutert andererseits rechtliche Vorgaben für die Start-ups.

Zu ihrem Einfluss als Beraterin auf EU-Ebene sagt sie: „Meine Analysen haben den Verhandelnden die Position der KI-Start-ups in Europa und deren Rolle bei der Umsetzung deutlicher gemacht. Ich habe auch immer darauf gepocht, dass der Begriff ,Hochrisiko-Anwendung' nicht dazu führen sollte, dass europäische Firmen die Produktentwicklung für diese Anwendungen vermeiden, aus Furcht, dadurch heftiger reguliert zu werden." Sie sieht hier vielmehr die Chance, wirklich wirkungsvolle KI-Systeme zu bauen, die aber eben auch verantwortungsvoller getestet werden müssten.

Von ihren Einblicken haben auch die Studierenden und Forschenden der ENS profitiert. Und auch für Julia Reinhardt selbst war das Angebundensein an die European New School und damit an die Viadrina eine positive Erfahrung: „Ich habe ganz sicher von dem exzellenten Ruf profitiert, den die ENS nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch in der Digitalpolitik hat. Das Gütesiegel ENS und Viadrina hat mir Türen geöffnet, die mir für die Sichtbarkeit und Wirksamkeit meiner Arbeit geholfen haben.“ Darüber hinaus habe ihr der enge Austausch mit ihrem Gastgeber Philipp Hacker und seinem Netzwerk in der internationalen Wissenschaft sehr genutzt. Ihr Fazit: „Wir konnten uns gut gegenseitig inspirieren und ich nehme von ihm viele Einsichten in wirksames wissenschaftliches Arbeiten, in eine tolle Netzwerkarbeit und sehr sympathische und bestärkende Zusammenarbeit mit.“

Text: Frauke Adesiyan
Foto: AI Campus

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